Ein Passivhaus muß drei Kriterien erfüllen: Der Jahresheizwärmebedarf darf 15 kWh pro Quadratmeter
und Jahr nicht überschreiten. Die Heizlast pro Quadratmeter muß unter 10 W liegen. Und
schließlich ist der Primärenergiebedarf (inkl. aller elektrischen Verbraucher) auf 120 kWh pro Quadratmeter
und Jahr beschränkt.
Um diese Kriterien erfüllen zu können, sind bei der Planung folgende Grundsätze einzuhalten:
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sehr kompaktes Volumen
- beste Wärmedämmung der Bauhülle
- kurze Bauzeiten durch moderne Konstruktionen
- größtmögliche solare Gewinne im Winter (Südausrichtung)
- konstruktiver sommerlicher Wärmeschutz
- bestmögliche Luftdichtheit
- kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung
- innovative Haustechnik, stromsparende Haushaltsgeräte
Heizung
Ein Passivhaus ist so gut wärmegedämmt, dass es keine Heizungsanlage im herkömmlichen Sinn
mehr benötigt. Der Heizenergiebedarf wird zu großen Teilen aus der Abwärme der Bewohner und
von technischen Geräten gedeckt.
Bei größeren Gebäuden werden teilweise dennoch kleinere Heizungsanlagen eingebaut, um
zentral den Restheizenergiebedarf zu erzeugen. Die Auswahl der geeigneten Heizmethoden erfolgt
nach Wirtschaftlichkeits- und Sicherheitsaspekten.
Um den Primärenergiebedarf von 120 kWh/(m²a) zu unterschreiten, muss bei allen Heizungsvarianten
immer der Primärenergiefaktor des jeweiligen Energieträgers beachtet werden. Niedrigste
Werte erreicht man nur, wenn die Heizungsanlagen mit regenerativen Energien betrieben werden.
Wärmepumpen gibt es bereits seit über 60 Jahren. Doch erst mit den drastisch gestiegenden
Energiekosten hat sich die Nachfrage in den vergangenen Jahren verstärkt. Eine Wärmepumpe
arbeitet nach dem umgekehrten Prinzip eines Kühlschrankes. Mit Hilfe eines Kühlmittels wird der
Umgebungsluft, der Erde oder dem Grundwasser ein Teil der dort gespeicherten Energie entzogen.
Durch die Verdichtung des verdampften Kühlmittels erwärmt sich dieses weiter und gibt
diese hohe Energie in einem Wärmetauscher an den Heizkreislauf des Hauses ab. Für vier Teile
Wärme muss ein Teil Hilfsenergie (Strom) eingesetzt werden, dass heißt drei Teile Energie erhält
man von der Natur frei dazu. Solarthermie- und Photovoltaikelemente können diese Heizsysteme
unterstützen.
Lüftungsanlage
Lüftungsanlagen werden benötigt, um luftdichte Räume kontrolliert zu belüften. In alten Häusern
erfolgt die Lüftung unkontrolliert über Fugen, Risse und luftdurchlässige Außenwände. Durch
die notwendige Erwärmung der einströmenden kalten Luft ergibt sich ein hoher Heizenergieaufwand.
Die Luftwechselraten (ausgetauschtes Luftvolumen pro Stunde bei einem Druckunterschied Innen/
Außen von 50 Pa) können mit Hilfe eines Blowerdoor - Test ermittelt werden. Die Luftwechselrate
darf bei Niedrigenergiehäusern nur noch max. 3, bei Niedrigenergiehäusern mit kontrollierter
Be- und Entlüftung nur noch max. 1,5 und bei Passivhäusern sogar nur noch max. 0,6 betragen.
In modernen Wohngebäuden werden häufig kombinierte Zu- und Abluftanlagen mit einer Wärmerückgewinnung
eingebaut. Die Wärmerückgewinnung erfolgt über einen Gegenstromwärmetauscher,
bei dem die Abluft (das Haus verlassende Luft) die Zuluft (dem Haus zugeführte Luft)
vorwärmt. Durch den Wärmetauscher können bis zu 95 % der Wärme aus der Abluft zurückgewonnen
werden.
Zusätzliche Pollen- und Staubfilter verbessern die Wohnqualität. Weitere Vorteile sind die kontinuierliche
Lufterneuerung auch bei Abwesenheit und die Vermeidung von Feuchte- und Schimmelschäden
an den Wänden.
Kostenbetrachtung
Der Wert eines Bauwerks wird bisher ausschließlich an den Baukosten gemessen. Ein Passivhaus
kostet bei dieser Betrachtung ca. 25% mehr als ein Gebäude in herkömmlicher Bauweise. Dieser
Ansatz ist jedoch nicht mehr zeitgerecht. Zusätzlich zu den Baukosten müssen auch die Energiekosten,
am besten über die gesamte Lebensdauer des Gebäudes, berücksichtigt werden.
Die abgebildete Musterberechnung legt für ein herkömmliches Einfamilienhauses
mit einer Grundfläche von ca. 150 m2 etwa 200.000 € Baukosten
zu Grunde. Für das gleiche Haus in Passivbauweise ergeben sich so
Baukosten von ca. 250.000 €.
Die Grafik vergleicht die Aufwendungen für Bau- und Energiekosten über einen Zeitraum von 40
Jahren, und berücksichtigt eine stetige Energiekostensteigerung von 5 % (die tatsächliche Preissteigerung
der letzten Jahre zeigt die rechte Grafik).
Bereits nach ca. 14 Jahren rechnen sich die höheren Baukosten durch die erheblich niedrigeren
Energiekosten. Selbst bei gleichbleibenden Preisen für Energie erreicht man die Rentabilität nach
ca. 18 Jahren.
Somit ist ein Passivhaus nicht teurer, sondern im Gegenteil auf lange Sicht erheblich preiswerter und
sparsamer. Beim Baugemeinschaftsmodell an der Thaerstraße rechnen wir aufgrund der großen
Baumasse mit reinen Baukosten von unter 1.500 EUR / m2. Da die Kosten offengelegt werden, kann
sich jedes Mitglied der Baugemeinschaft von den tatsächlichen Kosten selbst überzeugen.
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